Schwer zu beschreibende, aber wesentliche Eigenschaften von Schneiderstoffen
Neben Zusammensetzung, Webart und Grammatur haben Nähmaterialien noch viele weitere Eigenschaften. Heute erkunden wir die Eigenschaften, die sich nur schwer in Worte oder Zahlen fassen lassen – Eigenschaften, die sich besser auf Fotos darstellen und durch Anfassen noch besser erleben lassen.
Ich habe bereits zwei Beiträge über die Eigenschaften von Nähstoffen geschrieben, und dieser wird diese Diskussion fortsetzen. Wenn Sie Ihr Wissen über Stoffzusammensetzung, Webart und Gewicht ordnen möchten, empfehle ich Ihnen die Lektüre von „Stoffarten: Was näht man, was trägt man?“. Um einen genaueren Blick auf einige der Eigenschaften zu werfen, die wir heute besprechen werden, lesen Sie „Dieses Material muss wirklich gefilzt werden“. Dieser Beitrag gibt einen allgemeinen Überblick, aber heute werden wir uns mehr mit Einzelheiten befassen!

Wie können wir Schneiderstoffe jenseits von Zusammensetzung, Webart und Gewicht beschreiben? Der Teufel steckt im Detail und jede dieser Eigenschaften kann erweitert werden. Die Zusammensetzung des Stoffes kann beispielsweise unterschiedlich positionierte Fasern aufweisen. Elastische Fasern können beispielsweise quer zum geraden Faden (dem Schuss) statt längs des Fadens platziert werden. Dieses Detail bedeutet, dass sich der Stoff nur quer zur Maserung dehnt und nicht längs, was unglaublich nützlich ist, um eng anliegende Kleidungsstücke herzustellen. Beispielsweise kann sich ein enger Rock aus diesem Stoff perfekt an den Körper anpassen. Wenn er jedoch gegen den geraden Faden genäht wird, passt er möglicherweise überhaupt nicht!
Die Webart eines Stoffes kann unterschiedlich kompakt sein und die Fasern können dicker oder dünner sein. Dieses Detail wird oft in gebräuchlichen Stoffnamen erwähnt. Nehmen wir beispielsweise Batist und Moleskin. Beide können aus Baumwolle hergestellt sein und eine Leinenbindung aufweisen, aber Batist ist leicht und weich, weil er eine lockerer gewebte, feinere Faserstruktur hat. Molelon hingegen ist kompakter und steifer.
Wenn es um die Grammatur (Gewicht pro Quadratmeter ) geht, könnte man leicht annehmen, dass eine höhere Grammatur einen dickeren Stoff bedeutet. Aber das ist nicht immer der Fall. Bei Stoffen mit derselben Zusammensetzung können die Fasern unterschiedlich gewebt sein – lockerer oder enger zum Beispiel –, was sich auf das Gewicht des Stoffes auswirken kann. In einigen Fällen ist das zusätzliche Gewicht auf die Dichte der Fasern selbst und nicht auf die Webart zurückzuführen. Ich zeige Ihnen gleich ein Beispiel: Cord ist mit einem Gewicht von etwa 400 g/m² dünner als Denim, das 200 g/m² wiegt!
Die wichtigste Erkenntnis hier ist, dass die Eigenschaften von Stoffen nicht immer eindeutig sind. Am besten lernt man, indem man das Material selbst beobachtet, fühlt und handhabt. Es ist wichtig, den Stoff zu berühren, zu dehnen und mit ihm zu interagieren, um seine Eigenschaften wirklich zu verstehen.
Konzentrieren wir uns nun auf eine wichtige Eigenschaft von Stoffen: wie fließend oder steif (formstabil) sie sind. Das ist etwas, das ich heute hervorheben möchte. Ich habe vor Kurzem mein neues Schnittmuster für den Loose Skirt herausgebracht und lange darüber nachgedacht, wie ich den perfekten Stoff dafür beschreiben könnte. Nach einiger Überlegung wurde mir klar, dass das Wort „fließend“ die passendste Beschreibung ist. Aber was genau bedeutet „fließend“ im konkreten Sinne? Wie können wir diese Eigenschaft spezifischer und messbarer definieren?

1. Was bedeuten „fließend“ und „starr“ eigentlich?
Schon auf Fotos können wir leicht einen Unterschied zwischen „fließenden/weich anliegenden“ Stoffen und „steifen/formhaltenden“ Stoffen erkennen. Ein fließender Stoff behält seine Form nicht, sondern fällt weich am Körper herab. Dadurch eignet er sich perfekt für drapierte Kleider, plissierte Sommerröcke oder Blusen mit Schleifen am Hals. Ein steifer Stoff hingegen behält seine Struktur – wenn Sie möchten, dass er auffällt, behält er diese Form. Dies ist ideal für Röcke mit Falten oder strukturierte Jacken.
2. Die Grammatur verrät nicht alles über die Steifigkeit
Die Beziehung zwischen Grammatur und Steifheit ist nicht linear. Wenn ich die Materialien vom fließfähigsten bis zum steifsten sortieren würde, sähen die Ergebnisse ungefähr so aus:
Ich war selbst vom Ergebnis überrascht! Wie Sie sehen, fallen Stoffe wie Nr. 1, die ziemlich steif sind, nicht so stark, da kein Gewicht vorhanden ist, das sie nach unten zieht. Materialien wie Cordura (Nr. 9) zeichnen sich dagegen durch ihre Steifheit aus.
Für das Schnittmuster „Loose Skirt“ habe ich die idealen Stoffe als leicht bis mittelschwer und ziemlich fließend beschrieben. Ich habe die Stoffe 4, 3, 6 und 8 verwendet, um diesen Rock zu nähen, Sie können also eine Reihe von Materialien erwarten, von durchscheinendem Batist bis hin zu dünnem Denim. Stoffe wie 4, 2 und 3 liegen weich an den Beinen und erzeugen unten viele Falten. Stoffe wie 7, 6 und 8 erzeugen jedoch eine strukturiertere Trapezform – sie stehen unten hervor und bilden weniger Falten.